Ein aufstrebendes Talent
Ein aufstrebendes Talent Trotz der harten Realität des Aufwachsens in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg meldete Mariella Koller ihre sechs Jahre alte Tochter zum Ballettunterricht an. Sie folgte dem Rat eines örtlichen Arztes wegen eines leichten Geburtsfehlers an Dagmars Beinen. Wenn Dagmar nicht mit dem Unterricht in der Schule oder im Ballett beschäftigt war, flüchtete sie ins Kino, wo in den 50er Jahren Hollywood-Musicals gezeigt wurden. Schnell fand sie Begeisterung an dem tanzenden MGM-Star, Cyd Charisse. Ihrem eigenen Traum, eine Tänzerin zu werden, folgend, zog Dagmar nach Wien und schrieb sich an der Akademie für Darstellende Kunst ein, wo sie später mit dem Österreichischen Staatspreis für Tanz ausgezeichnet wurde. Dagmars erster bezahlter Auftritt als Tänzerin war im Chor der Wiener Volksoper. Dagmar setzte ihr Studium bei einigen der größten Tanzlehrer in der Welt fort und reiste von Wien nach Paris, wo sie sich mit dem legendären Marcel Marceu anfreundete und Bewegung studierte. Später zog sie nach London und studierte am Sadler Wells Ballet Theatre.
Da sie das Gefühl hatte, nicht über die richtige Körperphysik zu verfügen um eine Primaballerina zu werden, nahm Dagmar Gesangsunterricht bei einigen der besten Lehrer in Wien. Nachdem sie mit ihrer wunderbaren Sopranstimme erste Erfahrungen sammelte, begann Dagmar eine Ausbildung in der Welt der Operette. Ihre jahrelange harte Arbeit zahlte sich schon bald aus, als sie mit der Prinzessin Mi in Franz Lehárs The Land of Smiles ihren Durchbruch hatte. Zusammen mit dem berühmten italienischen Tenor Giuseppe di Stefano begann sie eine Tour, auf der die Show in ganz Europa und Nordamerika gezeigt wurde. Später in New York hatte Dagmar ihr Broadway-Debüt in der Neuauflage von Wiener Blut am Lunt-Fontanne Theatre. Während der Feierlichkeiten zum diamantenen Jubiläum 1966 konnte Dagmar als Solistin zusammen mit dem Johann-Strauß-Orchester in der berühmten Carnegie Hall überzeugen.
Zu dieser Zeit erlebte der Broadway in New York eine Renaissance mit Hit-Shows wie Hello, Dolly !, Funny Girl, Sweet Charity und Man of La Mancha. Dagmar kehrte kurz darauf nach Europa zurück, ausgestattet mit einer Fülle von Erfahrung und Wissen auf dem Gebiet des Musical-Theaters.
Musical-Star Nummer Eins
Nach ihrer Rückkehr nach Wien triumphierte Dagmar bei der Uraufführung der deutschsprachigen Produktion Man of La Mancha mit Josef Meinrad. Anschließend ging sie mit der Produktion nach Hamburg und nahm während ihres Aufenthalts in Deutschland das Album für das Musical auf. In Wiesbaden tanzte und sang sie sich schnell in die Herzen der Presse und des Publikums und wurde in Sweet Charity zum Kassenmagnet. Dagmar nahm anschließend das Album der Show auf, in welchem sie ihren unverwechselbaren Stil im internationalen Hit „Big Spender” präsentierte. Nach ihrem Erfolg in Wiesbaden zog die Produktion weiter nach Berlin und spielte am renommierten Theater des Westens. Zu diesem Zeitpunkt platzierte das Magazin Bunte Dagmar auf ihre Titelseite und erklärte sie zum Musical-Star Nummer Eins.
Über die nächsten 20 Jahre trat Dagmar in deutschsprachigen Produktionen, wie Carousel, Irma LaDouce, Annie Get Your Gun, Kiss Me, Kate und Hello, Dolly! auf. In My Fair Lady übernahm sie die Rolle der Eliza Doolittle. Das Musical wurde in Tausenden Aufführungen in Österreich, Deutschland und in der Schweiz gezeigt — wofür sie für jede Produktion verschiedene Dialekte lernen musste. Es war nicht überraschend, dass Marcel Prawy, der hoch angesehene Wiener Dramaturg und Opernkritiker Dagmar als „den einzigen österreichischen Musical-Star” bezeichnete.
First Lady von Wien
Dagmar Koller heiratete am 21. Juli 1978 den beliebten österreichischen Pädagogen und Journalist Dr. Helmut Zilk. Dr. Zilk diente seinem Land als Bundesminister für Unterricht und Kunst und war von 1984-1994 vermutlich der gefeiertste Bürgermeister und Landeshauptmann der von ihm innig geliebten Stadt Wien. Während dieser Jahre diente Dagmar ihrer Stadt stolz als First Lady, während sie Gastgeberin für einige der größten Persönlichkeiten der Welt war: Der Prinz und die Prinzessin von Wales; der tschechische Dramatiker, Dissident und Präsident, Vaclav Havel; der US-Außenminister George Schultz; Teddy Kollek, Bürgermeister von Jerusalem; Königin Noor aus Jordanien; die First Lady der Vereinigten Staaten, Nancy Reagan; Frank Sinatra; Liza Minnelli und Placido Domingo, um nur einige Namen zu nennen.
Der dunkelste Tag in dem sehr öffentlichen Leben des Paars kam im Dezember 1993, als ein Attentäter eine Briefbombe an ihre Privatresidenz in Wien schickte. In der folgenden Explosion verlor Dr. Zilk fast sein Leben. Die schnelle Umsicht seiner Frau rettete ihn, und der körperliche Schaden wurde auf seine linke Hand beschränkt. Nach mehreren Notoperationen und Monaten der Rehabilitation beendete Dr. Zilk 1994 seine Amtszeit. Er diente seinem Land und seinem geliebten Wien weiter bis zu seinem Tod 2008. Das ihm gewährte staatliche Begräbnis, das gewöhnlich nur für österreichische Präsidenten vorbehalten ist, wurde im Fernsehen übertragen.